Innr ergänzt das Smart-Lighting-Angebot um günstige WLAN-Leuchtmittel. Diese Nachricht hat Innr von wenigen Tagen per Pressemitteilung bekanntgegeben.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Anwender benötigen keine ZigBee-Funkbrücke mehr und deshalb sprechen smarte, preisgünstige Lösungen vor allem Sparfüchse und Personen mit einem steuerbaren Lichtbedarf von weniger als 10 Lampen an.
Neu ist, dass das WiFi-Marktsegment für den niederländischen Lichtexperten Innr im aktuellen Fokus steht. Im Premium-Sektor setzt Innr nach wie vor auf Zigbee-Lösungen und präferiert diese, setzt jedoch zusätzlich auf Produktangebote, deren Funksysteme sich sogleich per App ansteuern lassen. Welche Chancen und Risiken sind hiermit verbunden?
Über die Hintergründe das bewährte Zigbee-Portfolio um WLAN-Produkte zu ergänzen, sprechen wir mit Innr-Mitgründer Jeroen Dalderop.
Frage: Die Ankündigung von WiFi-Produkten von Innr kommt für Außenstehende überraschend. Seit wann gibt es den Plan, quasi eine Konkurrenz im eigenen Haus anzubieten und welche Zielgruppe hat Innr im Fokus?
Aus unseren Marktuntersuchungen geht hervor, dass die meisten Käufer von Innr-Zigbee-Lampen diese mit Philips-Hue-Systemen kombinieren. Ein bestehendes Netzwerk wird auf diese Weise gleichwertig erweitert. Auf der anderen Seite gibt es eine stark zunehmende Gruppe von Konsumenten, die noch kein smartes Licht verwenden, gleichwohl daran stark interessiert sind und trotzdem nicht gleich in ein kostspieliges Hue-System investieren wollen.
Hierbei handelt es sich um eine andere Zielgruppe, die preissensibel ist. Für diese Personen sind zunächst ein paar WiFi-Lampen reizvoll, für deren Betrieb keine Zigbee-Bridge notwendig ist. Für diesen Personenkreis bietet Innr im Herbst Lösungen an.
Frage: In technologieaffinen Märkten wie beispielsweise Deutschland ist Innr eine feste Größe. Ist diese Position nicht dadurch gefährdet, das man sich zusätzlich quasi ins Low-Budget-Segment begibt und somit technisch downgraded? Bleibt die Zigbee-Technik eine feste Größe?
Wir sehen in der Tat, dass in Deutschland Zigbee-Lösungen dominieren. Auch erwarten wir, dass dies so bleiben wird. Falls jemand sich mit dem Gedanken beschäftigt ein smartes Belichtungssystem in Betrieb zu nehmen, so ist Zigbee dauerhaft die beste Lösung. Diesem Umstand tragen wir in unserem Portfolio Rechnung. Mit den neuen WiFi-Produkten bieten wir lediglich Einsteigerprodukte an, die es einfach und schnell ermöglichen mit dem Thema Smart Lighting in Kontakt zu kommen.
Frage: In welchen Bereichen bleiben Zigbee-Produkten jenen überlegen, die direkt via App mit dem Router kommunizieren? Wann empfiehlt es sich günstigere WLAN-Lampen in eine Kaufentscheidung einzubeziehen?
Zigbee Produkte greifen nicht auf bestehende WLAN-Netzwerke zu sondern bilden zusammen ein eigenes Mash-Netzwerk. Innerhalb des Zigbee-Netzwerks werden die jeweiligen Signale von jeder Lampe an die nächste weitergegeben. Auf diese Weise erhalten selbst LED, die weit von der Bridge entfernt sind alle Steuerungsbefehle. Mit jedem Hinzufügen weiterer Leuchtmittel wird das Mesh-Netzwerk sogar stabiler und besser.
Bei WiFi Produkten ist das anderes. Hier kommuniziert jede Lampe 1:1 mit dem Router. Auf der Hand liegt, dass der Router mit jedem weiteren Lichtmittel mehr zu tun bekommt. Aus diesem Grund ist für größere Installationen Zigbee stets zu bevorzugen. Wenn einige wenige Lampen zum Einsatz kommen sind WiFi-Produkte vorteilhaft, wir empfehlen maximal zehn.
Wichtig zu wissen ist: Wer mit WiFi-Produkten startet kann zu einem späteren Zeitpunkt mit einer Bridge, die wir neu vorstellen werden, Zigbee-Lampen hinzufügen. Die neue Innr App verwaltet dann beide Techniken – Anwender merken keinen Unterschied.
Frage: Sind die neuen WiFi-Produkte in Bezug auf die Qualität der Hardware mit jenen der Zigbee-Linie vergleichbar? Unterscheiden Sie sich ausschließlich in den verwendeten Modulen?
Die Zigbee-Produkte haben nicht nur andere Funk-Module. Sie verfügen darüber hinaus über bessere Lichtspezifikationen verglichen mit den WiFi-Lampen. Beispielsweise stellen sie bessere weiße Wiedergabewerte dar und auch die Farbintensität ist genauer als jene der WiFi-Lampen.
Frage: Werden heutigen Produkte jeweils in beiden Varianten verfügbar sein? Das heißt: sind E27-, E14- und GU10-Leuchtmittel in weiße und RGB-Varianten vorgesehen?
Wir beginnen mit zwei Arten von E27-Lampen (Weiß und Weiß & Farbe). In naher Zukunft werden wir auch E14- und GU10-Farblampen in unserem WiFi-Sortiment anbieten. Wir halten das Angebot etwas eingeschränkter als bei Zigbee, da wir weiterhin empfehlen, dass Benutzer mit einem großen Beleuchtungssystem am besten Zigbee wählen.
Frage: Wird die bekannte Innr-App um WiFi-Funktionalitäten erweitert oder wie gestaltet sich die Bedienung der Leuchtmittel in der Praxis? Ist die Innr-Ansteuerung ebenfalls Tuya-basiert, so wie sie von den meisten Anbietern verwendet wird?
Innr hat eine völlig neue App für WiFi entwickelt. Derzeit dient diese App ausschließlich zur Steuerung der Innr WiFi-Leuchten. Im Jahr 2021 werden wir eine neue Innr Zigbee-Bridge vorstellen. Mit dieser neuen Bridge können auch die ZigBee-Lampen per neuer App gesteuert werden. Unser System basiert nicht auf Tuya. Hierfür gibt es zwei wichtige Gründe:
1. Tuya ist aus unserer Sicht ungeeignet, da wichtige Funktionen nicht unterstützt werden. Hierzu gehört beispielsweise die Funktion einem Raum alle Lichter gleichzeitig anpassen zu können. Auch fehlen Komfort-Funktionen wie z. B. die Steuerung via Timer. Für uns spielen diese Komfort-Funktionen in der Praxis eine große Rolle. Deshalb werden sie von der neuen App unterstützt.
2. Auch im Hinblick auf Datensicherheit kann Tuya nicht überzeugen. Schließlich akzeptieren Tuya-Nutzer die Verwendung ihrer Daten durch Dritte und das sogar Daten außerhalb der EU gespeichert werden. Wer Tuya-basierte WiFi-Produkte betreibt, akzeptiert automatisch chinesische Nutzungsrechte. Das ist für Innr inakzeptabel.
Vielen Dank für das nette Interview Herr Dalderop. Wir freuen uns bereits auf das Nächste und wünschen Ihnen viel Erfolg mit den neuen WiFi Leuchtmitteln.